Ich kann die Berge und die Rennen der WMTRC 2023 kaum erwarten

Allie McLaughlin

Allie McLaughlin

Langweilig ist anders, und Langsamkeit ist nicht ihre Stärke. Die US-Amerikanerin Allie McLaughin denkt schnell, spricht noch schneller und ist, um eine deutsche Redewendung zu bemühen, auf mehreren Hochzeiten unterwegs.

Zu den World Mountain and Trail Running Championships 2023 in Innsbruck-Stubai kommt sie als Titelverteidigerin im Vertical und als WM-Dritte im Mountain Classic. Den Startplatz für das Auftaktrennen am 7. Juni hat sie fix, für ein zweites Antreten muss sie sich erst teamintern qualifizieren. „Ich freue mich auf die WMTRC, auf das Wiedersehen mit alten und neuen Freunden aus der ganzen Welt, auf die Teams in ihren Nationaltrikots, auf meine US-Teamkollegen“, blickt die Frau aus Ohio, die in Colorado Springs auf rund 2000 m Seehöhe lebt, voraus. „Und ich denke besonders an das österreichische Aushängeschild Andrea Mayr. Sie habe ich 2014 das erste Mal getroffen, als sie einen ihrer WM-Titel gewann und ich Dritte wurde. Dass sie im Vorjahr in Chiang Mai mit dabei war, sie sich an mich erinnerte und hinter mir Zweite wurde, verlieh meinem Erfolg zusätzliches Prestige. Mayr ist ein Vorbild was Konstanz und Langlebigkeit auf höchstem sportlichem Niveau angeht. Ich freue mich heute schon auf das Duell mit ihr.“

2014 gewann McLaughlin – Vater in der US-Airforce, Vorfahren aus Irland -, zudem einen WM-Titel, der dem heutigen Mountain Classic entsprechen würde, 2016 verletzte sie sich an der Hüfte und nahm eine Auszeit vom Laufsport.

Und entdeckte eine neue Leidenschaft. Bei einem Trip nach Moab traf sie eine Gang von Sky Divern und Base Jumpern und war sich sicher: Das will ich auch machen! Seit 2017 ist McLaughlin immer öfter in der Luft unterwegs, als Fallschirmspringerin oder Paragleiterin, und im März dieses Jahres gelang ihr der erste Base Jump. „Es ist immer wieder cool, neue Dinge zu machen, und ich hoffe inständig, noch viele, viele Sprünge von Gebäuden oder Bergen machen zu können.“ Dass die Sportlerin auf dem Weg zu ihren Absprungstellen viel Zeit auf den Beinen verbringen muss, kann als Ausdauertraining für das Laufen verbucht werden.

„Die Weltmeisterschaften werden ein grandioses Fest, auch, weil die Veranstalter so viel Erfahrung aus vergangenen Jahren mit dem Innsbruck Alpine Trailrun Festival mitbringen!“

„Laufen war meine erste große Liebe und wird es auch immer bleiben“, hält die sympathische Nordamerikanerin fest. Dass sie in Colorado 20 Minuten vom Fuß des Pikes Peak (4301 m) wohnt und somit ein Überangebot an Trails und Höhenmetern hat, erleichtert das Training und fördert die Liebe zur Natur.

Bei den WMTRC in Thailand ist ihr dann der perfekte Vertical gelungen. „Der Start war sehr schnell, und die Beine haben dies gespürt, doch es machte sich keine schmerzhafte Ermüdung breit. Bergauf führte ich die ganze Zeit, das gefällt mir und das mag ich, und ich konnte meine Gegnerinnen recht gut kontrollieren.“ Der Kurs im Stubai liegt höher als jener in Chiang Mai, doch auch in Tirol sollte die US-Amerikanerin keine Anpassungsschwierigkeiten haben. „Ich bin noch nie in Österreich gelaufen, ich kann mir auch vorstellen, dass Mayr einen Heimvorteil genießen wird“, sagt Allie McLaughlin, und lacht: „Ich komme jedenfalls nicht, um Geschenke zu machen.“ Dies steht allein schon deshalb außer Frage, weil auch die Eltern der Weltklasse-Sportlerin dabei sein werden.

Die Gedanken gehen schon weiter, über die WMTRC hinaus. McLaughlin wird ihre Paragleiter-Ausrüstung mitbringen, und es trifft sich wohl sehr gut, dass just dort, wo auch die Berglauf-Medaillen vergeben werden, auch ein beliebtes Paraglider-Ressort liegt. Doch schon wenige Tage später steht das nächste Rennen in den USA auf dem Programm, dem „Broken Arrow Skyrace“ in Palisades Tahoe ist sie seit ihrer läuferischen Sturm-und-Drang-Zeit emotional verbunden. Und im Spätsommer wird sie nochmals in Europa laufen, beim OCC in der UTMB-Woche Ende August.

Sie ist Base Jumper und Bergläuferin und Filmerin, fühlt sich von einem globalen Energydrink-Konzern aus Österreich inspiriert, kümmert sich um ihren Hund, der den Namen Hearley Quinn trägt, mag die TV-Serie „New Girl“, geht gern auf Partys und liebt es, Cocktails zu mischen. „Ich blicke schon der Abschlussfeier entgegen“, sagt sie. „Das wird ein Fest!“

Zeit für Langsamkeit und Langeweile gibt es bei Allie McLaughin keine. Sie wird die WMTRC rocken, so oder so.

Fotos: (c) Eugene Fernandez, Dylan Harris, Peter Maksimov

Kurz-Steckbrief

Allie McLaughlin (USA), geboren am 30. Oktober 1990 in Dayton, OH, aufgewachsen und wohnhaft in Colorado Springs, CO. Läuft seit Jahresbeginn für Hoka. Erfolge (Auswahl): 2014 Gold und Bronze bei Berglauf-Weltmeisterschaften; 2021 Triple Crown beim Broken Arrow (Platz 1 im Vertical, Platz 1 über 50 km, Platz 8 über 26 km); 2022: Erste mit Streckenrekord beim Mt. Marathon Rennen in Seward, Alaska; 2022: Erste (Einzel und Team) beim WMTRC-Vertikal in Chiang Mai, Dritte (Einzel und Team) im Mountain Classic.