„Je mehr Höhenmeter, desto besser. Die Weltmeisterschaften 2023 Innsbruck-Stubai werden eine coole Sache.“

Dominik Matt

Dominik Matt

Laufen, nur um des Laufens Willen – das war eigentlich nicht der Plan. Fußball hat Dominik Matt gespielt, Skirennen ist er gefahren. „Fußball bis zur Landesliga und im Skifahren Bezirks- und Landescup.“ Eine polysportive Ausbildung also, ohne sich gleich einmal für einen Weg zu entscheiden. Er hat also gemacht, wonach die Dach- und Fachverbände heute händeringend suchen. Ob das der ÖSV ist, oder die Leichtathletik, der Tennisverband oder die Schwimmvereine. Dominik Matt hat sich dann als Erwachsener doch entschieden – für keinen Sport. „Ich hab einige Jahre nix getan, außer viel gearbeitet und schlecht gegessen.“ Grund kaufen, Haus bauen, Existenz schaffen. Unter dieser Dreifaltigkeit hat die Bewegung gelitten. Erst 2016 ist er übers Skitourengehen wieder zum Sport gekommen. Matt setzt sich aufs Rennrad, zieht die Laufschuhe an und stellt bald fest: Laufen, das ist es. Laufen in den Bergen, die in seiner Tiroler Heimat Niederndorf vor der Haustüre stehen. „Der Koasa, das ist mein Trainingsrevier“, sagt der 31-Jährige. Für Nicht-Tiroler: Der „Koasa“, das ist der Kaisergebirge in der Region zwischen Kufstein und St. Johann in Tirol.

Matt läuft also, immer mehr, immer weiter, ernährt sich wieder gut. „Aber ich betreibe das nicht krankhaft. Mehlspeisen, Schnitzel, Kaiserschmarrn – das esse ich alles. Nur achte ich auf die Abwechslung und esse keine Fertig- oder Tiefkühlgerichte.“

Irgendwann rutscht er ins Wettkampf-Laufen, vor allem die Skyraces haben es ihm angetan. „Je mehr Höhenmeter desto besser.“ Vor drei Jahren begann es, es auch was die Ergebnisse betrifft, zu laufen, den letzten Boost gibt ihm ein Jobwechsel. Vom Serviceberater in einem Autohaus mit fixen Arbeitszeiten, wechselt er zu einem Gerätehersteller, testet dort „bodengeführte Geräte“ wie Rasenmäher, Trimmer, Aufsitzmäher und dergleichen auf Herz und Nieren, bevor sie in den Verkauf gehen. Der Ingenieursjob erlaubt Gleitzeit und Home Office. „Da fang ich eben sehr früh an, dann hab ich immer noch Zeit fürs Training bei Tageslicht.“ Das rentiert sich. 2022 regnet es Erfolge. Sieger beim Kaiserkrone Skyrace, Sieger bei den Nassfeld Mountain Skytrails, Sieger beim Speed Trail im Rahmen des KAT 100, Gesamtsieger der Skyrunner Austria Series. Das bringt neben Preisgeldern und Stolz auch eine Menge Punkte im ITRA-Ranking, der Rangliste des Internationalen Trailrunning-Verbandes.

Eines Tages klingelt das Telefon. Der Österreichische Leichtathletikverband ist dran und nominiert den Tiroler für die World Mountain and Trail Running Championships von 6. bis 10. Juni Innsbruck-Stubai. „Das ist natürlich was ganz Besonderes“, freut sich Matt. „Da kann ja nicht jeder mitmachen.“ Zwar fehlt im Rennprogramm „seine“ Distanz über rund 24 Kilometer und rund 2500 Höhenmeter. „Ich bin aber auch auf längeren Distanzen stark. Da komme ich dann schön in einen Rhythmus.“ In Innsbruck-Stubai wird er am 8. Juni beim „Trail Short“ an den Start gehen. 44,6 Kilometer mit 3132 positiven und 2719 negativen Höhenmeter warten da auf ihn.

„Ich denke, dass die WMTRC eine coole Sache werden. Von der Atmosphäre her und auch was die Strecken betrifft. Richtig bärig.“

Weil die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft, zumal in seinem Sport, etwas ganz Spezielles ist, lässt Matt heuer auch Rennen aus, „die nicht unbedingt sein müssen.“ Er will keine Verletzung riskieren, sondern topfit an den Start gehen. Das Training selbst stellt er dafür aber nicht groß um. „Ich mache das sehr stark nach Gefühl und entscheide am Tag ob ich eine lange oder kürzere Einheit laufe, je nachdem wie es mir geht und wie das Wetter ist.“ 14, 15 Stunden die Woche ist er in Laufschuhen unterwegs. „Das Schöne daran ist, dass du da immer in Bewegung bist und der ganze Körper gefordert ist. Beim Radfahren kannst du bergab mal rollen, beim Laufen nicht. Dadurch ist die Zufriedenheit danach viel besser.“

Matt hat auch gelernt in seinen Körper hineinzuhören. „Ich merke schon, dass was nicht passt, bevor es die Laborwerte wissen“, sagt er und lacht. Denn seit er wieder Sport macht, achtet er besonders auf seinen Körper und geht vorbeugend zum Arzt. „Einmal im Monat, um zu sehen, ob ich Mikronährstoffe wie Kalium oder Zink brauche oder nicht.“

In Innsbruck-Stubai will er seine beste Leistung abrufen, was dann rauskommt werde man sehen. „Das Teilnehmerfeld ist sehr stark.“ Egal wie es aber ausgeht. „Zu sagen, dass man bei einer Weltmeisterschaft teilgenommen hat, das kann dir niemand mehr nehmen.“

Fotos: © Luca Dotti, Claudio Bellosta, Andi Frank, Thomas Koller

Kurz-Steckbrief

Dominik Matt (Österreich), geboren am 26. 10.1991 in Innsbruck, wohnhaft in Niederndorf, Mitglied im Salomon Athleten Team. Erfolge (Auswahl): Erster Kaiserkrone Skyrace, Erster Nassfeld Mountain Skytrails, Erster Speed Trail beim KAT 100, Gesamtsieger Skyrunner Austria Series (jeweils 2022)