„Voll cool, dass uns in Innsbruck-Stubai Freunde anfeuern können“

Hans-Peter und Manuel Innerhofer

Hans-Peter und Manuel Innerhofer

Was in der Kindheit begonnen hat, setzt sich bei Manuel und Hans-Peter Innerhofer im Erwachsenenalter auf höchstem Niveau fort. Jede Heimfahrt mit dem Fahrrad vom Fußballtraining ist bei den Zwillingen zu einem Wettkampf geworden. Einmal siegte Manuel dann wieder Hans-Peter. Mittlerweile haben die beiden Athleten aus Neukirchen am Großvenediger auch die nationalen Meisterschaften zur Bühne für ihre Familienduelle gemacht. Ende April holte sich Hans-Peter auf der Kleinen Salve in Itter nämlich erstmalig den Berglauf-Staatsmeistertitel – vor seinem Bruder Manuel, der sich nach vier Siegen in Serie erstmals wieder geschlagen geben musste.

„Unser Vorteil ist, dass die Trainings oft härter sind als die Rennen“, sagt Hans-Peter, der sich heuer rechtzeitig zu den World Mountain and Trail Running Championships in Innsbruck-Stubai in einer beeindruckenden Form befindet. Neben dem Berglauf-Titel hat er auch die Staatsmeisterschaften im Halbmarathon und auf der Crosslauf-Kurzstrecke gewonnen und ist auf der Crosslauf-Langstrecke Zweiter geworden. „Wenn wir gemeinsam trainieren, können wir mehr riskieren. Wenn wir daheim auf den Berg rennen, kann es sein, dass wir bei der Mittelstation beide schon blau sind – und im Rennen musst bis zur Ziellinie.“

Bei den WMTRC wird Hans-Peter im Trail Short, Manuel im Mountain Classic und im Vertical Uphill antreten. Eigentlich wäre Zweiterer auch lieber im Trailmarathon gestartet, Anfang April hat ihn aber eine hartnäckige Grippe zwei Wochen außer Gefecht gesetzt. Der Trail Short wäre für Manuel aber ebenso Neuland gewesen, wie er es jetzt eben nur für Hans-Peter ist. „So weit sind wir noch nie gelaufen“, sagen die Zwillingsbrüder mit einer Stimme. „Wir laufen sonst immer so bis 30 Kilometer.“ Beim kürzeren der beiden Trailrennen warten dann doch 44,6 Kilometer auf die Teilnehmer und Teilnehmerinnen.

Auch wenn sie sonst oft im selben Wettbewerb an den Start gehen – als Team, wie etwa Radfahrer, laufen sie nicht. „Jeder muss sein eigenes Rennen laufen“, sagt Hans-Peter. „Manuel rennt oft mit der Spitze vorne weg. Beim Großglockner Berglauf zum Beispiel ist er mit den Kenianern los und ich bin weiter hinten. Am Ende sind wir aber oft fast gleich schnell.“

„Die Gegend in Innsbruck-Stubai ist sensationell. Vieles davon kennen wir vom Laufen und vom Skitourengehen.“ Hans-Peter Innerhofer

Dass die Weltmeisterschaften heuer in Innsbruck-Stubai stattfinden und damit nahezu vor der Haustüre der Innerhofer-Zwillinge freut die beiden besonders. „Es ist voll cool, dass uns Freunde und Familie an der Strecke anfeuern können“, sagt Manuel mit einem Leuchten in den Augen. „Die Gegend ist sensationell. Vieles davon kennen wir vom Laufen und Skitourengehen“, ergänzt Hans-Peter.

Auch wenn sehr lange sehr viel Schnee gelegen ist (und immer noch liegt) und die Beschäftigung mit den WM-Strecken intensiver hätte sein können – für die Innerhofers wird es nicht viel Unterschied machen. „Das Terrain ist bei uns zu Hause ziemlich ähnlich und daher haben wir schon einen Heimvorteil.“

Manuel hat zwar über die Jahre mehr in den Bergen trainiert und Erfolge gefeiert – das heißere Zwillings-Eisen dürfte im Juni bei den WMTRC Hans-Peter sein. „So gut wie heuer habe ich noch nie trainiert.“ Dafür hat Manuel einen Boost der Extraklasse bekommen. Andrea Mayr, sechsfache Berglauf-Weltmeisterin und frischgebackene Staatsmeisterin, sagt Manuel Innerhofer nämlich eine große sportliche Zukunft voraus. „Echt? Voll nett, dass sie mich erwähnt“, sagt der Gelobte. „Das ist eine große Ehre, denn Andrea Mayr ist eine Legende.“

Und dann freuen sich die beiden Brüder, die sich von Kindesbeinen an duellieren, vor allem darüber, dass sie zeigen können, was Bergläufer draufhaben. „Wenn man auf der Bahn trainiert, wird man als Bergläufer gerne ein bissl belächelt“, sagt Hans-Peter. „Aber jetzt ist ein Bergläufer Staatsmeister im Halbmarathon, das zeigt, dass wir richtig stark sind.“

Da lässt es sich auch verschmerzen, dass sie von der Natur bei der WM wenig mitbekommen werden. Die Bewegung in Wald und Bergen ist es nämlich, die sie erfüllt. Obwohl Hans-Peter als Forstarbeiter und Manuel als Seilbahnmitarbeiter auch beruflich immer an der Luft sind. „Bei der WM bist du voll fokussiert und hast einen Tunnelblick“, sagen beide. „Für den Naturgenuss bleibt da keine Zeit.“

Den können sie sich aber ohnehin nach den WMTRC wieder geben. Zu Hause, in Neukirchen am Großvenediger, wenn es im Training wieder richtig hart wird …

Kurz-Steckbrief

Hans-Peter Innerhofer (Österreich), geboren am 9. Juli 1995 in Mittersill, wohnhaft in Neukirchen am Großvenediger.
Erfolge (Auswahl): 2023: Staatsmeister Berglauf, Staatsmeister Halbmarathon, Staatsmeister Crosslauf Kurzstrecke, Vize-Staatsmeister Crosslauf Langstrecke; 2022: Sechster Berglauf-EM Up-Downhill in La Palma (ESP), Zweiter Pitz Alpine Glacier Trail P30; 2021: Sieger Trailrunning Festival Salzburg

Manuel Innerhofer (Österreich), geboren am 9. Juli 1995 in Mittersill, wohnhaft in Neukirchen am Großvenediger.
Erfolge (Auswahl): 2022: Vierter Berglauf-EM Up-Downhill in La Palma (ESP), Sieger Pitz Alpine Glacier Trail P30, Sieger Mayrhofen Ultraks P30, Sieger Open Kategorie der Golden Trail Series beim Finale auf Madeira; Sechsfacher Österreichischer Staatsmeister Berglauf