„Es gibt nichts Schöneres als die WM in Tirol“

Markus Kröll ist einer der Wegbereiter des internationalen wie lokalen Trailrunning-Sports.

Es ist eine der Lieblingsgeschichten des wichtigsten Traillauf-Botschafters aus dem Zillertal, und deswegen soll der „Blick zurück“ von Markus Kröll auch mit dieser beginnen: In den 1990ern war Kröll bei einem globalen Sportschuh-Hersteller aus Japan unter Vertrag, und bei Meetings im niederländischen Hauptquartier für Europa fragte er ein ums andere Mal nach einem Schuh mit profilierter Sohle.

„Für was brauchst du denn so einen Laufschuh?“
„Um im Gelände zu laufen.“
Lachen.
„Kein Mensch läuft im Gelände.“

Das war vor ungefähr 30 Jahren, und seitdem hat sich einiges getan. Kröll ist nicht mehr bei der einen Marke unter Vertrag, sondern bei einer anderen, er ist heute Athleten- und Community-Manager bei Salomon, und es läuft nicht keiner, sondern fast jeder im Gelände. „Feldwege, Wanderwege, Schotterwege – immer dann, wenn man nicht gerade auf Asphalt unterwegs ist, läuft man durch Wälder und über Wiesen – eigentlich ist jeder ein Trailrunner“, sagt Kröll.

Er selbst ist eigentlich alles gelaufen, was man laufen kann. Begann als 400-m-Leichtathlet, spezialisierte sich auf längere Distanzen, wechselte vom Marathon zum Berglauf und wurde 1990 Juniorenweltmeister in dieser Disziplin – im Stubai. Der Schlickeralmlauf genoss in diesem Jahr nämlich WM-Status. Noch ein weiteres Mal wurde die Berglauf-WM in Österreich ausgetragen, 2002 ging es von Innsbruck auf die Seegrube.

„Jetzt kehren die Titelkämpfe wieder nach Tirol zurück! Ich freue mich wie ein kleines Kind. Vielen mag es gar nicht bewusst sein, was für einen Stellenwert diese Wettbewerbe haben, und was für ein Boom das zehntägige Berg- und Trail-Festival auslösen wird, in Tirol, in Österreich, global.“

Kröll feiert am 17. März 2023 seinen 51. Geburtstag, er denkt dran, dass er 35 Jahre belächelt wurde ob seiner Vorstellungen, in den Bergen zu laufen, und er ist heute stolz darauf, ein kleiner Teil einer immer größer werdenden Szene zu sein. In der Szene hat er nicht nur als Sportskanone (unter anderem Gewinner von sechs WM- bzw. EM-Medaillen, 17-facher österreichischer Meister, siebenfacher Gewinner des „Dolomitenmann“) einen Namen, sondern auch als Organisator des Harakiri-Runs oder des Mayrhofen Ultraks im Zillertal.

Der Traum, den Markus Kröll Tag für Tag verfolgt, ist, immer mehr Menschen zum Laufen zu bringen – egal auf welcher Unterlage. „Ich propagiere, wie einfach Laufen ist, dass es keinen großen Organisationsaufwand braucht, um damit zu beginnen, dass es die Infrastruktur, egal wo, schon gibt, dass mit dem Laufen eine höhere Lebensqualität einhergeht. Ich freue mich, wenn ich auf dem Berg Läufer treffe, die Natur ist groß genug und für alle da.“

Krölls Mutter stammt aus St. Margarethen im Burgenland (war aber sesshaft in Tirol), geboren wurde er deshalb in Eisenstadt. Wenige Tage nach der Geburt ging es zurück ins Zillertal, ins Bergsteigerdorf Ginzling. Immer dann, wenn der kleine Markus zu Besuch bei der Oma im Burgenland war, fühlte er sich nie so richtig wohl: „Mir war und ist es dort einfach zu flach, da fehlen mir die Berge.“ Vielleicht fand Kröll auch deswegen seine Bestimmung bei vertikalen und nicht flachen Kilometern. „Wenn ich bei einem Bahnrennen im Callroom gesessen bin, kam ich mir jedes Mal vor wie bei meiner Hinrichtung. Jetzt laufe ich Trails und fühle mich frei, und ich bekomme die Gänsehaut, wenn ich an das Treffen der Besten bei der WM hier bei uns denke.“

Dass es eine Weltmeisterschaft braucht, die das Non-Plus-Ultra der Berglauf- und Trailrunning-Szene darstellen soll – darüber braucht man mit Markus Kröll nicht zu diskutieren. „Aufgrund der verschiedenen Disziplinen und der verschiedenen Eventformate, wohl auch aufgrund der Annahme einiger,Big Player aus der Industrie, in der eigenen Blase die eigenen Titelkämpfe organisieren zu können, wird ein verzerrtes Bild geboten. Die Zusammenarbeit der vier Fachverbände für Trailrunning (ITRA), Berglauf (WMRA), Ultralauf (IAU) unter der Koordination von World Athletics ist somit ein wichtiger Schritt zur Weiterentwicklung der Sportart.“

„Die WMTRC 2023 sind ein Pflichttermin für mich. Und sollte für jeden anderen Sportinteressierten aus Nah und Fern auch sein!“