Strecken-Streit und Sechsfach-Sieger: Die Geschichte der Berglauf-WM

Wenn von 6. bis 10. Juni 2023 die World Mountain and Trail Running Championships in Innsbruck-Stubai steigen, werden zum 37. Mal Weltmeister im Berglauf gekürt. Die Titelkämpfe haben dabei aber eine durchaus wechselvolle und interessante Geschichte – die auch Österreicher, vor allem aber Österreicherinnen wesentlich geprägt haben.

Werfen wir also einen Blick zurück ins Jahr 1985. Die World Mountain Running Association (WMRA) gibt es bereits und sie richtet in St. Vigil in Südtirol die ersten Weltmeisterschaften aus. Allerdings heißen die Titelkämpfe damals noch World Mountain Running Trophy – was auch bis zum Jahr 2008 so bleibt. Erst 2009 wertet sie der Leichtathletik-Weltverband, der heute World Athletics und damals IAAF hieß, offiziell zu Weltmeisterschaften auf. Und: Am 23. September 1985 waren ausschließlich Europäerinnen und Europäer am Start. (Schon ein Jahr später aber nahmen auch vier Läufer aus Marokko und einer aus Algerien teil.)

Als Premierensieger sind der Italiener Alfonso Vallicella und Olivia Grüner aus Deutschland in die Geschichte eingegangen. Für Österreich, das Land der Berge, holte Helmut Stuhlpfarrer bei der ersten Auflage und in den beiden Jahren danach die Silbermedaille. Der Pionier lebt heute sehr zurückgezogen in der Obersteiermark.

Apropos Obersteiermark: Der Maler und Kabarettist Alf Poier war in seiner Jugend ein sehr guter Bergläufer und hat 1988 im nordenglischen Keswick im Kurzstreckenbewerb (den es bis 1992 gab) teilgenommen und Platz 21 von 50 belegt.

Nach einer Bronzemedaille durch den Stubaier Florian Stern 1990 folgte 1992 das Highlight-Jahr aus rot-weiß-roter Sicht. In Susa im Piemont siegte Helmut Schmuck bei den Herren, Gudrun Pflüger bei den Damen, dazu holte Sabine Stelzmüller noch Bronze. Das Jahr markierte den Auftakt zur „Pflüger“-Serie, denn die Grazerin gewann im Jahr darauf Silber und holte dann noch dreimal in Serie Gold. Eine noch größere Dominanz schaffte nur eine Landsfrau Pflügers: Andrea Mayr. Die Ärztin und Langstreckenläuferin aus Wels in Oberösterreich heimste sechs Mal Gold und zweimal Silber ein.

An Mayrs Erfolgsliste sieht man eine weitere Eigenheit der Berglauf-Weltmeisterschaften. Ihre Goldmedaillen holte sie ausnahmslos in geraden Jahren von 2006 bis 2016. Denn nach einem ewigen Streit darüber, ob der Lauf nur bergauf oder bergauf und bergab gehen sollte, einigte man sich auf den Kompromiss, in geraden Jahren nur bergauf zu laufen, in ungeraden dafür führt die Strecke vom Tal auf den Berg und wieder ins Tal.

Was Mayr bei den Damen ist, ist Jonathan Wyatt bei den Herren. Der Neuseeländer siegte zwischen 1998 und 2008 ebenfalls sechs Mal, darunter auch 2002 als die Weltmeisterschaften zum letzten Mal in Österreich Station gemacht haben – wie heuer übrigens ebenfalls in Innsbruck. Österreichs Herren dürsten schon lange nach einer Medaille. Nach Helmut Schmucks Bronze 1996 holten nur noch Hans Kogler (Silber 2000) und Florian Heinzle (2003) Berglauf-Edelmetall.

Die letzte einschneidende Neuerung erfolgte dann mit der kombinierten Austragung von Berglauf und Trailrunning-Weltmeisterschaften. 2021 mussten sie in Thailand noch aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden, von 4. bis 6. November 2022 konnte die Premiere aber über die Bühne gehen. Maßgeblich daran mitgearbeitet hat im Vorfeld auch der damalige Präsident des Berglauf-Weltverbands WMRA – und das war niemand Geringerer als Jonathan Wyatt.