„Innsbruck-Stubai – das ist so perfekt für den Sport“

Für Berglauf-Legende Jonathan Wyatt ist Innsbruck-Stubai das perfekte Zentrum für das Laufen abseits befestigter Wege. Die Entwicklung des Sports freut ihn – aber er ist auch vorsichtig.

Die aktive Karriere hat der heute 50-jährige Neuseeländer Jonathan Wyatt längst beendet. Dem Laufen in den Bergen ist der siebenfache Berglauf-Weltmeister trotzdem treu geblieben und auch beruflich verbunden. Wyatt lebt mit seiner Familie in Italien, arbeitet in der Entwicklung von Laufsport-Artikeln bei La Sportiva und war bis Anfang 2022 Präsident der World Mountain Running Association. „Als ich gehört habe, dass Innsbruck-Stubai die WMTRC 2023 ausrichten werden, habe ich mir gedacht: Wow, das ist so perfekt für den Sport.“

Die Kombination aus großer Stadt und hohen Bergen ringsum, dazu die Erfahrung im Ausrichten großer Weltmeisterschaften ist für Wyatt das große Plus. „Dazu kommt die Expertise und dass die Leute hier Interesse an der WM haben“, sagt Wyatt. Überhaupt – dass Berglauf und Trailrunning jetzt gemeinsam die World Mountain and Trail Running Championships ausrichten, findet er sehr gut für den Sport. „Weil es ein größeres Event mit mehr Aufmerksamkeit ist“, sagt Wyatt. „Aber natürlich erhöht das auch den Druck auf die Logistik.”

Innsbruck-Stubai sieht er bestens gerüstet für die Titelkämpfe von 6. bis 10. Juni. „Nach allem, was ich bis jetzt gesehen habe, kann ich sagen, dass die Organisation erstklassig ist. Und auch die Medienarbeit und die Promotion sind top. Die Organisatoren haben hier einen 360-Grad-Ansatz für die Verbreitung von fantastischen Inhalten. Sie promoten den Sport sehr gut auch über die Mountain- und Trailrunning-Community hinaus. Das ist ein sehr positiver Effekt von Innsbruck.“

Wyatt begrüßt auch das Wachstum beider Sportarten. „Besonders auf der Trailrunning-Seite ist der Anstieg in den letzten Jahren stark, besonders auf den langen Distanzen. Beim Berglaufen gibt es auch ein gutes Wachstum, wenn auch nicht so stark.“ Die WMRA arbeitet intensiv mit den Verbänden wie World Athletics zusammen, hat Expertise und bringt Historie und Tradition mit. „Die Trailrunner bringen hohe Teilnehmerzahlen und öffentliche Aufmerksamkeit ein – eine perfekte Kombination.“

Die Zukunft des immer populärer werdenden Sports sieht Wyatt aber durchaus kritisch. „In meiner Zeit als Athlet hatten ich und andere Läufer die Vision, dass Berglaufen einmal olympisch werden könnte. Jetzt habe ich gesehen, was bei den Skibergsteigern passiert ist und finde das nicht gut. Wir müssen schon darauf achten, dass wir den Mountain Spirit beibehalten und der nicht auf dem Weg zu Olympia verloren geht.“

Von den WMTRC wird er sich selbst ein Bild machen. „Als sehr interessierter Zuschauer.“ Die Erinnerungen an die Region sind jedenfalls sehr gute und immer noch sehr lebhafte. 2002 ist er in Innsbruck Berglauf-Weltmeister geworden. „Ein unglaubliches Rennen. Der Nebel war so stark, dass man nur 50 Meter weit gesehen hat und ich nicht wusste, wie weit die anderen Läufer hinter mir sind. Also bin ich weiter und weiter gelaufen. Sicher kein toller Tag für Zuschauer. Daher hoffe ich, dass das Wetter in diesem Jahr besser sein wird.“