Ich liebe Innsbruck und freue mich dass die diesjährigen Weltmeisterschaften dort stattfinden werden Man wird sehen ob ich für Deutschland starten darf So oder so werde ich vor Ort sein ob als Läuferin oder zum Anfeuern

Kimi Schreiber

Kimi Schreiber

Sie ist eine überlegte, junge Frau, die sich Gedanken macht über die Einflüsse der sozialen Medien auf Körper und Geist, sie sieht rot, wenn sie als „Influencerin“ bezeichnet wird und weiß im Innersten ihres Herzens doch, auch eine zu sein. Auf Instagram folgen ihr fast 20.000 Personen, das ist ausbaufähig, aber mit Sicherheit nicht wenig.

Und, ganz ehrlich, vielleicht ist dies auch nicht so wichtig.

Vor allem ist Kim „Kimi“ Schreiber eine Läuferin, die 2017 in der Fränkischen Schweiz die Trails für sich entdeckt hat. „Auf Pfaden zu laufen bedeutet, in unfassbar toller Natur unterwegs zu sein und etwas anderes zu sehen als nur die Straße“, sagt Schreiber. „Doch im Großen und Ganzen liebe ich das Laufen, dabei muss es nicht immer den Berg hoch und runter gehen. Ich mache keine definitorische Unterscheidung, ich laufe auch halbe und ganze Marathons (2:49 Stunden in Hamburg 2019 beispielsweise, Anm.).“

Seit fünf Jahren ist Kimi Schreiber erst so richtig dabei, seit gut zwei Jahren gehört sie zur Weltspitze auf Distanzen zwischen 40 und 70 Kilometern. Bei Orsières-Champex-Chamonix (OCC) 2022 wurde sie Elfte, aber wer erinnert sich denn an die Siegerin?! „Es ist schade, dass diese Strecken nicht jene Relevanz besitzen, die sie eigentlich verdienen sollten. Nach dem OCC fragt kein Mensch, beim UTMB kennt jeder die Top Ten. Auch beim Triathlon genießt die Langdistanz die höchste Aufmerksamkeit – je weiter, desto wichtiger, je mehr, desto besser: Diese Gedanken sind in unserer Gesellschaft verankert. Und Trailrunning ist eben mit dem Ultragedanken behangen. Vielleicht ändert sich das wieder, schnelle 50 Kilometer können genauso cool sein wie 170.“ Die OCC-Gewinnerin hieß übrigens Sheila Avilés Castaño (Spanien), auch sie ist, wie Schreiber, eine Adidas Terrex-Läuferin.

Mit längeren Distanzen will sich Schreiber auch einmal beschäftigen, in ein paar Jahren vielleicht. „Ich habe noch sehr viel Luft nach oben“, sagt sie, und denkt auch im laufenden Jahr wieder an das Rennen in Chamonix.

Zuvor gibt es noch eine Weltmeisterschaft, diese hat Schreiber im Kopf und auf dem Schirm, und sie würde auch gerne in Innsbruck-Stubai antreten. Im Vorjahr war ihr die Peninsula Traverse im Rahmen des Ultra-Trail Cape Town in Südafrika wichtiger als die WM in Thailand, zudem war sie vom deutschen Leichtathletik-Verband auch nicht kontaktiert worden.

Die World Mountain and Trail Running Championships 2023 Innsbruck-Stubai fallen in den Juni, da ist einiges los auf den Trails dieser Welt. Schreiber ist freundlich zurückhaltend und spricht davon, dass sie wenig Berührungspunkte beim Thema WM hätte und dass sie nicht wüsste, ob sie Titelkämpfe bräuchte, um sich für den Sport begeistern zu können.

„Ich kann die Veranstaltung noch nicht so richtig greifen, ich weiß nicht, was es in mir auslöst, beim Einmarsch der Nationen dabei zu sein. Aber ich will die Weltmeisterschaften nicht kleinreden, ganz im Gegenteil: Ich will aufgestellt werden und dabei sein.“

Schreiber läuft nicht nur, sondern sie schreibt auch: Waren es einmal Tagebücher, so sind es nunmehr Texte für Zeitungen und Magazine und Agenturen. „Ich mag die schreibende Seite an mir sehr, und das schriftliche Wort ist mir wichtig“, sagt die Kommunikationswissenschaftlerin und Sportpublizistin.

Und weil der zu Papier gebrachte Gedanke Relevanz besitzt, sind Schreibers Posts auf Instagram eher textlastig. „Social Media sind Fluch und Segen gleichermaßen. Influencerin will ich keine sein, noch weniger, jemanden etwas aufs Auge drücken. Doch ich bewerbe aus tiefster Überzeugung die Produkte meiner Partner – und bin somit auch, irgendwie, Influencer. Ich für mich versuche jedenfalls, so echt wie möglich zu sein und in der virtuellen Welt jene Chemie zu verbreiten, die auch mein reales Leben bestimmt.“

Kurz-Steckbrief

Kim Schreiber (Deutschland) geboren am 3.3.1995 in München, ist Adidas Terrex-Athletin. Erfolge (Auswahl): 2018: Dritte beim IATF K25, Siegerin beim Koasa Classic Run 33km; 2019: Siegerin beim Maintal-Ultratrail; Zweite beim IATF K25; 2021: Zweite beim IATF K25, Zweite beim Ultratrail Lamer Winkel; 2022: Zweite beim Ötzi-Trail, Erste beim MIUT 42, Erste beim Koasamarsch, Zweite beim Zugspitz XL, Elfte bei Orsières-Champex- Chamonix (OCC), Zweite bei der Peninsula Traverse (UTCT) 55 km.