Die WMTRC in Innsbruck-Stubai hält, was sie verspricht

Dass die 86,9 Kilometer und 6.500 Meter im Aufstieg und 6.970 Meter im Abstieg beim Trail Long hart werden würden, war wohl allen Athletinnen und Athleten klar. Aber so hart? Sicher geglaubte Medaillen gingen unterwegs verloren, einsame Athletinnen und Athleten konnten sich lange behaupten, bis ihnen die Härte der Strecke, Krämpfe und die Hitze einen Strich durch die Rechnung machten. „Ich habe mich gut gefühlt und schon an Gold gedacht“, sagte zum Beispiel Andreas Reiterer.

Beim Aufstieg zur Nordkette musste der Italiener nach langer Führung seine erhoffte Goldmedaille an den erst 23-jährigen Franzosen Benjamin Roubiol abgeben, der unter großem Jubel in Innsbruck zuerst über die Ziellinie lief. „Ich war komplett fertig, aber ich habe mich gepusht, um zumindest die Silbermedaille noch zu holen“, sagt Reiterer, was ihm auch gelang. Mit einem Rückstand von 7:47 Minuten erreichte er das Ziel, eingehüllt in eine italienische Flagge. Nach ihm lief der Slowake Peter Frano über die Ziellinie. Ihn trennten 9:11 Minuten von der Goldmedaille. Auch er empfand die Strecke als hart. „Was diese Medaille bedeutet, werde ich wohl erst morgen realisieren“, sagt Peter Frano.

Die WMTRC hat mit der Königsklasse der Wettbewerbe, dem Trail Long, einen Höhenpunkt erreicht. Bei herrlichem Sonnenschein, aber entsprechend sommerlichen Temperaturen, kämpften sich die Athletinnen und Athleten erst eine Runde im Stubaital empor, bis sie sich durch das Hochgebirge in Richtung Innsbruck aufmachten. Auf langen Rennen wie diesen zeigt sich, wessen Strategie aufgeht und wer noch nachjustieren muss. Dann kann die Zufuhr von falschen Kohlehydraten einen entscheidenden Unterschied machen. Oder die Hitze dem Körper so viel Salz entziehen, dass die Waden und Oberschenkel krampfen.

Einsame Spitzen kristallisierten sich auch bei den Frauen heraus. Zunächst dominierte die Tschechin Marcela Vašínová das Rennen. Ihren respektablen Abstand büßte sie ein, als ihrer Verfolgerin, die Deutsche Katharina Hartmuth, sie einholte. Für einige Minuten liefen die beiden nebeneinander, sie tauschten sich darüber aus, wie das Rennen bisher so gelaufen sei, sagt Hartmuth später im Interview. Dafür entschuldigt, dass sie ihre Konkurrentin Vašínová dann überholte, habe sie sich aber nicht bei ihrer Konkurrentin, wie sie verrät.

Katharina Hartmuth ereilte aber das gleiche Schicksal, als sie beim Anstieg zur Aspachhütte von Marion Delespierre eingeholt wird. Das hohe Tempo der starken Französin konnte sie nicht mitlaufen. Am Ende rettet Hartmuth eine Silbermedaille ins Ziel, nach ihr läuft die Französin Manon Bohard Cailler ins Ziel. Sie sagt nach dem Zieleinlauf, dass sie über ihren dritten Platz positiv überrascht war. „Mir hat das Rennen sehr gefallen, weil es so technisch war“, sagt sie. Ihre Teamkollegin Delespierre habe ihren Erfolg ebenso nicht kommen sehen. „Ich wollte nur das Beste für mein Team“, sagte sie. Das ist ihr definitiv gelungen: Die Französinnen erhielten Gold in der Teamwertung, und das, obwohl Titelverteidigerin Blandine L’Hirondel aus Frankreich schon nach der ersten Schleife im Stubaital in Neustift aufgeben musste.

Dieses Rennen hat den Titel WM-Wettbewerb wahrlich verdient, darin sind sich die Athletinnen und Athleten einig. Doch was alle hervorhoben, war noch etwas anderes: Die Stimmung entlang der Strecke und im Ziel war großartig. „Innsbruck hat einen super Job gemacht“, sagte zum Beispiel Andreas Reiterer. Mit tosendem Applaus, wedelnden Fähnchen und Jubelrufen begrüßten sie ihre Stars im Ziel oder heizten ihnen an den Strecken ein. Reiterer sagte noch, dass er aus einem Dorf mit 700 Einwohnern käme, wovon 300 davon heute hier gewesen seien. Diese Energie hat man gespürt.